Schulprojekt „Selbstdarstellung“

Kunstprojekt mit kreativem Freiraum in St. Ursula,   Brühl

 "Selbstdarstellung - Selbsterfahrung - Selbstorientierung"

Bilanz und Dokumentation eines Projekts am Gymnasium St. Ursula in Brühl anlässlich der Tage der religiösen Erziehung vom Di, 18.10., bis Fre, 21.10. 2011.
Kunstraum mit der Gruppe "Selbstdarstellung" und montiertem Hintergrund der Schulumgebung
Auf die Anfrage meines Kunstkollegen Hugo Kroll vom Gymnasium St. Ursula in Brühl, ob ich aushelfen könne bei einem Kunstprojekt, das sich die SchülerInnen für die Tage der religiösen Orientierung in der Stufe 10/11 neben z.B. einem Musikprojekt gewünscht hatten, war ich sofort begeistert in diesem thematischen Rahmen einzuspringen und plante spontan etwas mit Porträt-Arbeiten und vor allem mit dem Einsatz inzwischen verbreiteter digitaler Hilfsmittel. Beides ist nun in dieser Woche vom 18.-21. Oktober mit viel Freude und angenehmen Erlebnissen absolviert und ich bin sehr motiviert, einen kleinen Bericht darüber mit Arbeitsergebnissen, gezeichneten, gemalten, fotografierten und gefilmten, zu verfassen. Nach den Vorplanungen und –gesprächen war von Anfang an klar, dass es in erster Linie um eine adäquate Vorgabe für die gestalterisch engagierten Schüler ging und nicht um die eng umschriebene Thematik „religiöse Orientierung“, die ich als Künstler nicht leisten kann. Aber für mich war es, gerade von der Spezifik der Kunst her,  kein Problem, das Leitbild der Schule in jeder Hinsicht zu bedienen. Es sollte vor allem durch die Gruppen- und Partner-Aufgabe der Inszenierung von Porträt-Situationen dieses Ziel mitrealisiert werden. Und es sollte ein optimaler Raum zur Eigentätigkeit und Gestaltungsarbeit ermöglicht werden. Die Übergangsstufe 10, inzwischen Eingangsstufe  für die Sek II, ist für ein Themenangebot, im Bereich des Faches Kunst eine Art religiöse Orientierung zu bekommen, auch noch zu früh. Das geht – und hier ganz unproblematisch – gut ab der Stufe 12, weil dann auch schon Bildbetrachtungen möglich sind, die z.B. das Religiöse in einigen Beckmann- oder Dürer-Porträts automatisch nahelegen.
Grafische Ergebnisse vom 1. Tag So beschränkte ich mich auf anregende motivierende Bildbeispiele von Horst Janssen, dem Meister des grafischen Selbstbildnisses, Cindy Sherman, der weltberühmten erfolgreichen Künstlerin der Selbstinszenierung und einige andere passende Beispiele (von Anna Gaskell, Asya Schween, Max Beckmann, Elizabeth Peyton und Schülerbeispiele aus der Stufe 10) und gab schon einmal einen inhaltlichen Impuls mit Jenny-Holzer-Zitaten wie: I SHOP, THEREFORE I AM oder PROTECT ME FROM WHAT I WANT. Es wurde also wenig verbalisiert, und es war offenkundig, dass ich damit den TeilnehmerInnen sehr entgegenkam. Trotzdem – auch ohne das gewohnte Lehrer-Schüler-Gespräch -  war durch das Digitale eine - früher, vor dem Jahr 2000, undenkbare - spielerisch-kommunikative Atmosphäre möglich. Spätestens nachdem mir fast alle Schüler, der Materialliste entsprechend, per Mailanhang ein aktuelles, zur Thematik geeignetes Porträt per Internet geschickt hatten, war diese heute mögliche Mühelosigkeit geklärt. Die Projektionsmöglichkeit per Beamer und der Austausch von digitalen Dateien über Chips und Sticks über das vorhandene Notebook waren nützliche und wirklich erleichternde Bedingungen, mit denen wir zu einigen differenzierten Ergebnissen kamen, die in der kurzen Zeitspanne von nur vier Tagen schwer auf konventionellem Weg erreichbar gewesen wären. Wir begannen mit einem Scribble-Porträt, für das ich schon auf die „Umgehungstechnik“ von Edwards Methode nach dem R-Modus (rechte Gehirnhälfte) aufmerksam machte: Das Wahrnehmen der Zwischenräume und nicht der Gesichts- und Kopfsymbole. Heraus kamen schon nach 1 ½ Stunden ganz brauchbare Scribbles, bzw. dadurch angeregt, einige ganz lockere Zeichnungen, die das gute Begabungspotential dieser Gruppe klar markierten. Mit Hilfe der von fast jedem/r mitgebrachten digitalen Aufnahme-Geräten wurden dann die Teilnehmer auf die Kunstraum-Umgebung bei schönem Wetter nach draußen geschickt, wo sie sich partnerartig oder in Gruppen beim Inszenieren von Porträts nach Beispielen von Sherman, Gaskell und Schween fotografieren sollten. Das ergab gute Dateien, die ich für den zweiten Tag dann als farbige A4-Ausdrucke, meist plakativ vereinfacht,  für die Weiterarbeit verteilte.
Inszenierungen Aber zunächst machten wir in der ersten Halbzeit des zweiten Tages noch eine Übung im Profilzeichnen, weil in diesem vereinfachten Feld das Anvisieren, Proportionsvergleichen und die verschiedenen Lagebeziehungen im Gesicht nach der Methode von Edwards erkundet werden konnten. Nach der Halbzeit wurde dann sofort an dem Tag mit der Erarbeitung eines komplexen Porträts begonnen. Auffällig, aber auch verständlicherweise, wurden komplizierte Haltungen aus der fotografierten Mimik/Gestik nicht gewählt, sondern meist die Beschränkung der Vorlagen auf Kopf und Gesicht gesucht. Aber einige bewältigten tatsächlich auch eine aussagekräftige Gestik, die darüber hinausging (s. die Bild-Galerie hier, bei jedem einzelnen Ergebnis speziell kommentiert). Von den Leistungen der TeilnehmerInnen veröffentliche ich hier gern die gelungenen Ergebnisse mit dem Hinweis, dass es viele gute weitere Ergebnisse gab, die aber immer wieder Korrekturbedürftiges enthielten, wofür dann insgesamt doch zu wenig Zeit war.
Ausgewählte Abschluss-Ergebnisse Mich hat das menschlich entspannte und immer wieder – vor allem bei den verlinkten Filmaufnahmen  (Filmchen 1: Angst-Ausdruck und Dreh von "Monster auf dem Schulhof")* mit den Inszenierungen – spielerisch heitere Klima sehr beeindruckt. Das Ergebnis sehr intensiver Betreuung an dieser Schule war stets präsent. Keinerlei emotionale Schwachstellen, stattdessen ein gegenseitig angenehm zugewandtes gemeinschaftliches Arbeiten, konzentriert auf das Ziel gerichtet und – wie es bei künstlerisch-gestalterischen Prozessen üblich und angenehm ist – mit vielen Situationen zum kurzen Plaudern. Man kann einer Schule, deren Lehrern und Schülern nur Glück wünschen, die es bei den heute immer komplizierter werdenden gesellschaftlichen Strukturen schaffen, ein solches kreative Klima - im Übrigen auch im Bereich der Musikerziehung -  zu fördern und allen nur wünschen, dass das genügend Kräfte mobilisiert, sich im Alltag gut orientieren und einbringen zu können. Ein Arbeitsprozess, wie hier bei einer so anspruchsvollen Thematik praktiziert, fördert von alleine harmonisierende Kräfte, die vielen Erfolgserlebnisse eine Ichstärke und das entspannte Erlebnis einen angenehmen Nachklang, der weiter trägt. * Die Links zu diesen Filmchen können von mir auf Anfrage per Mail geliefert werden. Eine öffentliche Einstellung bei Youtube wäre wohl deplaziert.

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